Reichelsheim

Naherholungsgebiet Bergwerksee

Zwischen den Reichelsheimer Stadtteilen Weckesheim und Dorn-Assenheim entstand aus dem letzten Wetterauer Braunkohletagebau (Abschnitt VII bis 1991) das heutige Naherholungsgebiet "Bergwerksee".

Diese Seite befasst sich mit der aktuellen Entwicklung des Bergwerksees. Mehr zur Historie und zur Entstehung dieses Sees durch den Braunkohletagebau können sie auf dieser Seite nachlesen.

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Blick auf den Bergwerksee im Frühsommer 2016. In Blickrichtung hinter dem See liegt der Reichelsheimer Stadtteil Dorn-Assenheim, rechts im Vordergrund der Stadtteil Weckesheim. Im Hintergrund kann man die Skyline von Frankfurt erkennen.

Das gesamte Areal des Bergwerksees umfasst heute ca. 70 Hektar (laut GIS-Wetterau rund 682.000 Quadratmeter). Es ist mit einem dichten Heckengürtel umsäumt. Um den 30 Hektar (300.000 Quadratmeter) großen See führt auf der Ostseite ein mit grober Oberfläche befestigter Wander- und Radweg, der die jeweils alten Teilstücke der durch den Tagebau weggefallenen Kreisstrasse K177 verbindet, die früher auf direktem Weg von Dorn-Assenheim nach Weckesheim führte.

Noch füllt sich der See mit Wasser. Er wird seinen Endstand vermutlich bei 132,5 Metern im Jahr 2023 erreichen, wurde im Jahr 2013 prognostiziert. Damals wurde ein Stand von 121 Metern über Normalnull gemessen. Doch bereits zwei Jahre später das Dilemma: Das Wasser steigt nicht mehr. Ein Geologe hatte dies im Auftrag der Stadt festgestellt. Die sogenannte 'Berme', eine modellierte etwa fünf Meter breite Flachwasserzone rund um den See, wird vermutlich nie überflutet werden. Einer der Gründe dürfte die zunehmend größer werdende Wasseroberfläche sein, womit die Verdunstung steigt. Der zuletzt gemessene Wasserstand von 124,5 Metern über Normalnull wird sich vermutlich in diesem Bereich einpendeln.

Der See wird von der Bevölkerung freizeitlich genutzt. Surfer und Badegäste sind in den Sommermonaten regelmäßig anzutreffen. Der See ist gerade in den Sommermonaten zu einer Art Naherholungsgebiet geworden. Es hat sich ein gewisses Eigenleben entwickelt, da der See lange Zeit von öffentlichen Stellen weitgehend unbeachtet blieb.


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Blick über den Bergwerksee von der südöstlichen Uferseite.

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Ein Bild aus 2013: Bei windigem Wetter tummeln sich (Kite-)Surfer auf dem Bergwerksee.

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Indian Summer am Bergwerksee: Im Herbst färben sich die Bäume und Sträucher in den schönsten Farben.

Konzepte und Bürgerinitiative

bergwerksee_plan3.jpg Die Stadt Reichelsheim versucht allerdings das Seegelände zu entwickeln. Verschiedene Ansätze auf eine gemischte Nutzung zwischen Freizeit und Naturschutz stießen bei Teilen der Bevölkerung auf Ablehnung, auch im Parlament. Bei einem für rund 25.000 Euro im Jahr 2013 erstellten Konzept, wurde eine von drei möglichen Lösungen (siehe Grafik) näher diskutiert, das ganze Konzept dann aber verworfen. Probleme bereiten vor allem auch die fehlenden Parkmöglichkeiten am Seegelände. Pro 200 Quadratmeter sei bei einem solchen Areal je ein PKW-Parkplatz nötig. Je nach Größe des ausgewiesenen Badeareals müssten mindestens 200 Parkplätze nachgewiesen werden. Im Parlament gab es dazu in Verbindung mit dem Badeareal keine Einigung.

Während Surfer und Badegäste die Freizeitaktivitäten verteidigten, gingen Anwohner auf die Barrikaden, gründeten die 'Bürgerinitiative Bergwerksee' - bei der Gründung machten sich rund 40 Personen stark dafür. Die BI wollte sich dafür einsetzen, dass der Bergwerksee im Wesentlichen durch die regionale Bevölkerung genutzt werden kann und der Ausbau zu einem 'Freizeitmekka' abgelehnt wird. Außerdem wurde auch der Name des Sees in Frage gestellt und Vorschläge wie 'Ellensee', 'Klausensee' oder 'Wolfsee' in Anlehnung an alte Flubezeichnungen gemacht.

Am 2.August 2012 berichtete der Hessische Rundfunk mit einem Podcast über die geplante Nutzung und die 'Bürgerinitiative Bergwerksee'.
( den Podcast in Textform nachlesen)

Die BI scheint heute nicht mehr zu existieren. Zumindest ist sie in den Medien nicht mehr präsent.

2012 hatte die Reichelsheimer SPD am Europafest in Weckesheim mit einer Umfrage die gewünschte Nutzung des Sees der Bürger erfragt. 70 Prozent der Befragten wollen den See zum Schwimmen und Tauchen nutzen. Segeln und Surfen fand keine eindeutige Mehrheit, ein Grillplatz wurde von 60 Prozent befürwortet, einen Rundwanderweg hätten über 90 Prozent gerne. Repräsentativ war diese Umfrage allerdings nicht, denn es hatten nur 30 Personen teilgenommen.

Zur gleichen Zeit hatten sich die Stadtverordneten in einer Podiumsdiskussion auch die Konzepte anderer Seen wie z.B. dem Kinzigsee in Langenselbold angeschaut. Von dort kam eine eindeutige Empfehlung für die touristische Nutzung: 'Schaffen Sie Parkplätze, stellen Sie Toiletten auf, organisieren Sie einen Sicherheitsdienst, sonst herrscht bei Ihnen Chaos.'

Während viele der Nutzer bei verschiedensten Info-Veranstaltungen Parkplätze forderten, wurde dies von den Stadtverordneten bislang abgelehnt. Zu groß ist die Angst der Politiker vor einer 'Autolawine aus Frankfurt'.

Auch die CDU führte eine Umfrage durch, an der über 300 Bürger, vornehmlich aus Dorn-Assenheim und Weckesheim teilnahmen. Aus der Umfrage ging hervor, dass sich rund 73 Prozent für eine kleine Lösung (Naturbelassenheit oder geringes Freizeitangebot) aussprechen, 24 Prozent wollen eine größere Freizeitnutzung. Alternativ gefragt, wünschten 40 Prozent eine reine Naturbelassung, während 57 Prozent dem Faktor Freizeit Vorrang gaben. Einen Rundwanderweg wollen 84 Prozent, Umkleidemöglichkeiten und Toiletten 47 Prozent, eine erweiterte Nutzung als Fahrradweg 47 Prozent. Kaum Freude löste ein Grillplatz (36 Prozent) oder ein Gastronomieangebot (Kiosk 26 Prozent, Cafe 17 Prozent, Hotel 4 Prozent) aus. Weitere Wünsche waren Bademöglichkeiten (59 Prozent), Beachvolleyball 39 Prozent, Surfen 32 Prozent und Tauchen 21 Prozent.

Eine Satzung für den See

2015 wird von der Stadtverordnetenversammlung die 'Satzung über die Nutzung des Naherholungsgebietes Bergwerksee' erlassen. Sie sieht die Nutzung des Bergwerksees zum Schutz und Erhalt von Flora und Fauna, sowie der Erholung, Freizeitgestaltung und sportlichen Betätigung vor. Die Uferbereiche dürfen allerdings wegen noch bestehender Abrutschgefahr nicht betreten werden. Die Nutzung der Wasserfläche ist grundlegend untersagt. Weiter wurden Bußgelder festgelegt: 30 Euro zahlt, wer beispielsweise mit Modellbooten oder Modellflugzeugen unterwegs ist oder Verunreinigungen herbeiführt. 100 Euro Strafe werden bei Missachtung des Schwimm-, Tauch und Surfverbots fällig. Wer offene Feuer betreibt oder Feuerstellen anlegt, zahlt 200 Euro Strafe.

Im Sommer 2016 wurde das Seegelände bzw. die Wasserfläche zur Hälfte eingezäunt. Grund dafür ist eine mögliche Gefährdung von Besuchern durch Erdrutsche, die nach Untersuchung von Geologen immer noch möglich seien - vor allem in den aufgefüllten Bereichen auf der Westseite.

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Von 2011-2014 wurden am Westufer Erdmassen unter anderem von der Horloffrenaturierung verkippt.

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Die Westseite des Bergwerksees wird 2016 eingezäunt.


Ab 2019 sollen Hilfspolizisten die satzungsgemäße Nutzung des Bergwerksees überprüfen und ggf. Bußgelder verhängen. Nach wie vor gilt, dass Teile des Ufers abrutschen können und damit Menschleben gefährdet werden. Der Zaun, der dazu um die Westseite der Seefläche errichtet wurde, wird von Besuchern ignoriert und die Flächen trotzdem betreten. Ein weiteres Problem sind die Hinterlassenschaften der Besucher. Vielfach wird Müll rund um den See zurückgelassen. Außerdem werden Feldwege und Zufahrten aufgrund fehlender Parkmöglichkeiten zugeparkt - ein Problem vor allem in der Erntezeit für die Landwirte, die dann mit ihren großen Landmaschinen nicht durchkommen.


Downloads

Satzung der Stadt Reichelsheim über die Nutzung des Naherholungsgebietes 'Bergwerksee'




Quellen: Stadt Reichelsheim, Wetterauer Zeitung
Bilder: Alexander Hitz



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