Geschichte

Die Reichelsheimer Geschichte - Kurz und knackig

Reichelsheim
Im goldenen Herzen der fruchtbaren Wetterau gelegen, präsentiert sich das Landstädtchen Reichelsheim heute überwiegend als moderne Wohnsitzgemeinde, in der fast 7000 Einwohner leben. Im Zuge der Gebietsreform schlossen sich 1972 die früheren selbständigen Gemeinden Beienheim, Blofeld, Dorn-Assenheim, Heuchelheim, Reichelsheim und Weckesheim zur Stadt Reichelsheim zusammen. Die Menschen, geprägt von Landwirtschaft, Handwerk und Gewerbe, leben in der Tradition ihrer Stadt mit einer 1200 jährigen bewegten Geschichte. Gleichzeitig stehen sie dem Fortschritt aufgeschlossen gegenüber.

Die Gegend um Reichelsheim war vermutlich bereits von den Kelten besiedelt. Um 400 v. Chr. wurden sie von den Germanen verdrängt. Diese wiederum mußten den Römern weichen. Auf eine römische Ansiedlung weist heute noch die alte Straßen­bezeichnung 'Römerberg' hin. Ende des 5. Jahrhunderts n. Chr. fällt die Wetterau in die Herrschaft der Franken. Ein fränkischer Siedler namens Richholf gilt als Gründer von "Richholfesheim" - unter diesem Namen wird der Ort 817 erstmals urkundlich erwähnt; später schreibt man "Ruckelsheim" und ab 1618 "Reichelsheim".

Im 15. Jahrhundert wurde Reichelsheim mit einer Befestigungsanlage umgeben: Mauem, Wallgräben und Wehrtürme sollten die Bürger vor äußeren Angriffen schützen. Reste der Stadtmauer, das westliche Stadttor und vier der ursprünglich sieben Wehrtürme sind heute noch erhalten: Der Turm am Friedhof, jener in der Turmgasse, der südöstliche Turm im Anwesen Marloff (Rosgasse), und der Turm der (Wehr­)Kirche, über den Standort des siebenten Turmes ist heute nichts mehr bekannt.

Das Rathaus wurde von 1570 bis 1576 erbaut. Es diente zu dieser Zeit hauptsächlich als Kaufhalle. Eine nassauische Elle (Längenmaß) ist noch sehr gut erhalten und an der westlichen Außenwand angebracht.

Das 17. Jahrhundert brachte große Not über Reichelsheim. Im 30jährigen Krieg (1618­1648) wurde das Dorf mehrmals heimgesucht, gebrandschatzt und geplündert. Die Pest trat 1627 wieder auf und raffte innerhalb kurzer Zeit 187 Männer, Frauen und Kinder dahin. Eine Feuersbrunst vernichtete binnen weniger Stunden 68 Häuser. Von 1653 bis 1658 wüteten die Hexenprozesse in Reichelsheim; 58 Einwohner wurden der Hexerei bezichtigt, grausam gefoltert und hingerichtet. (Hierüber berichtet ausführlich die Heimaterzählung "Der Hexenmeister von Reichelsheim").

Ein Lichtblick in dieser finsteren Zeit war die Verleihung der Stadtrechte an Reichels­heim durch den Grafen Friedrich von Nassau-Weilburg: Im sogenannten "Freiheitsbrief' vom 15. August 1665 wurden die Einwohner zu freien Bürgern erklärt. 1668 erhielt die junge Stadt Marktrechte.

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Im Januar 2006 wurde die Abschrift des Freiheitsbriefes aus dem Jahre 1724 von der Restauratorin Barbara Hassel aus Frankfurt aufgearbeitet.

Durch den Bau der Bahnlinie Friedberg-Nidda im Jahre 1897 erhielten Reichelsheim und die heutigen Stadtteile Weckesheim und Beienheim einen Bahnanschluß.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wohnen 870 Bürger in Reichelsheim. Landwirtschaft, Handwerk und Gewerbe stehen in Blüte, und eine gewisse Aufwärtsentwicklung ist zu verzeichnen. 100 Jahre später hat sich die Einwohnerzahl verdoppelt. Gesellschaftlicher Wandel, Technisierung und Maschineneinsatz ist der Landwirtschaft führen jedoch zum Verlust vieler Arbeitsplätze am Ort, so daß Reichelsheim heute überwiegend zur Wohnsitzgemeinde geworden ist.





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