Reichelsheimer Geschichte
Der Reichelsheimer Hexenmeister
Einer der bekanntesten Reichelsheimer Geschichten dürfte die des "Hexenmeisters" Hans Geis sein. Ob sich die Geschichte denn nun wirklich zugetragen hat, oder ob es sich um eine Legende oder Sage handelt, weiß man nicht genau. Die Reichelsheimer sind sich nicht sicher: "Genau so ist es gewesen!", sagen die einen, "Dichtung, Legende!" rufen die anderen. Aus der Zeit der Hexenprozesse sind kaum noch Unterlagen vorhanden, weder im Stadtarchiv, noch im Staatsarchiv in Darmstadt, wo die meisten Dokumente Opfer eines Brandes nach einem Bombenangriff im Jahre 1944 wurden. Einziger Zeuge dürfte ein noch erhaltener Balken des Hauses von Hans Geis sein, der im Wetterau-Museum in Friedberg heute noch zu sehen ist und folgende Inschrift trägt:1654 X HANS GEIS ERBAVT VND ZIMMERT DIESES SELBER X ANNO X ACH GOTT SEIN DIESES JAHR MEIN HELFER X
Über dem Eingangsportal des Friedbger Wetteraumuseums hängt dieser berühmte Balken.
Die Geschichte des Hans Geis kurz erzählt
Nachdem es Hans Geis von der Wanderschaft, auf der er seine Kenntnisse im Zimmermanns-Handwerk weiter vertiefte, zurück nach Reichelsheim zog, zimmerte er sich selbst ein Haus. Das Bild zeigt jenes Haus. Es stand in der Florstädter Straße, Ecke Sandgasse, und wurde 1954 abgerissen.
Bald verbreiteten Neider im Ort das Gerücht, Hans Geis hätte dieses Haus mit Hilfe des Teufels gebaut und auch das Hufeisen über seiner Eingangstür stamme vom Teufelsfuß. Immer öfter wurde er sogar öffentlich als "Hexenmeister" bezichtigt.
Plan des südlichen Reichelsheimer Stadtkerns. Rot markiert ist der ehemalige Standort des Hauses von Hans Geiß.
(Karte © OpenStreetMap und Mitwirkende, CC-BY-SA, Bearbeitung: A.Hitz)
Bis zum Umbau des Kindergarten Steinbeisser im Jahr 2003 schmückte dieses schöne Wandbild die West-Seite des Kindergarten-Anbaues. Es entstand im Rahmen eines Ferienspiele-Projektes und zeigt Hans Geis beim Zimmern vor den Toren Reichelsheims.
Während im benachbarten Bingenheim bereits die Hexenprozesse im Gange waren, sah ein Amtsmann in Reichelsheim, der ein ausgesprochener Gegner der Hexenprozesse war, das alles ganz anders: Gottfried von Lassinger. Auf Drängen des Bingenheimer Hexenrichters Raspari wurde von Lassinger von der nassau-weilburgischen Regierung durch den Graf Johann von Idstein ersetzt. Innerhalb kürzester Zeit wurden im Rathaus die schlimmsten Folterwerkzeuge installiert und die ersten Hexenprozesse liefen an. So dauerte es nicht lange, bis dem Grafen Johann von Idstein die Geschichte des Hans Geis zugetragen wurde. Umgehend wurde dieser Verhaftet und in den Hexenturm eingesperrt. Die Vorwürfe, er stehe mit dem Teufel im Bunde und hätte ein Hagelwetter herbeigezaubert, sowie auch seine Schuld am Tod der besten Kuh des Balthasar Oberdörfer, gab Hans Geis auch unter Folter nicht zu. Glück für Geis war ein unverhoffter Abbruch des Verhöres.
Auch Käthchen Oberdörfer war zwischenzeitlich aus Reichelsheim geflohen, nachdem auch sie in Verdacht geraten war und hatte auf einem Bauerngehöft im Lande Hessen-Darmstadt Zuflucht gefunden. Eines Tages, nachdem der Herzog des nassauisch-weilburgischen Landes die gegen die Obrigkeit Deutschlands gerichtete Anklageschrift des Würzburger Jesuitenpaters Friedrich von Spee in Sachen Hexenprozesse studiert hatte, erging eine Kabinettsverfügung, worin bestimmt war, daß alle Hexenprozesse im nassauisch-weilburgischen Lande unverzüglich einzustellen sind.
Diese Nachricht erreichte auch Hans Geis, der zwischenzeitlich in Frankfurt Arbeit gefunden hatte. So kehrte er, wie auch Käthchen Oberdörfer wieder nach Reichelsheim zurück. Mittlerweile war Käthchens Vater durch einen Unfall mit seinem beiden, auf dem Ortenberger Kalten Markt erstandenen, Gäulen und dem Wagen tödlich verunglückt. Nun stand der Hochzeit des Paares nichts mehr im Wege. Dem Schulmeister Draudt ist es zu verdanken, daß die Reichelsheimer gehörig über die menschlichen Irrungen des Hexenwahns aufgeklärt wurden und bald keiner mehr das Wort "Hexenmeister" in den Mund nahm, wenn Hans Geis durch die Reichelsheimer Gassen ging.
Das Buch zur Geschichte
Diese Geschichte kann man in den Buch "Der Hexenmeister von Reichelsheim nachlesen. Mehr dazu finden Sie auf dieser Seite.Diese Geschichte per App erkunden
Zu dieser Geschichte gab es zur 1200-Jahr-Feier Reichelsheims auch eine virtuell-reale Erlebnistour - ein sogenannter 'Actionbound' - der Reichelsheimer Jugendpflege 4.0. Mehr dazu finden Sie auf dieser Seite.Der Schnaps zur Geschichte
Quellen:
- 'Der Hexenmeister von Reichelsheim'
- Jugendpflege Stadt Reichelsheim
- OpenStreetMap
- Historische Bilder: Reichelsheim - Bilder erzählen aus vergangenen Tagen
- Bilder: Alexander Hitz
- 'Der Hexenmeister von Reichelsheim'
- Jugendpflege Stadt Reichelsheim
- OpenStreetMap
- Historische Bilder: Reichelsheim - Bilder erzählen aus vergangenen Tagen
- Bilder: Alexander Hitz