Reichelsheim

Der Braunkohle auf der Spur

Im Feld rund um Reichelsheim wurde bis 1991 Braunkohle abgebaut. Der Braunkohleabbau hat einige Spuren hinterlassen, die mit dieser Wanderung erkundet werden können.

Tourdaten
Start der Tour Schützenteich Reichelsheim
Art der Tour Rundwanderung
Ausgeschildert Nein
Länge ca. 10,7/12 Kilometer
Steigungen kleinere Steigungen, eben
Wegbeschaffenheit befestigte Wege
Parkmöglichkeit Feldweg am Friedhof Reichelsheim (Parkstreifen)
Mehr Infos Braunkohletagebau in der Wetterau


Braunkohlerunde
Unsere Karte zeigt blau die Braunkohletour, hellblau die Verlängerung zum nördlichen Aussichtsturm am Pfaffensee. Grün sind die Aussichtspunkte markiert, rot das ehemalige Bergwerk in Weckesheim, orange der Einstiegspunkt in die optionale Heuchelheimer Runde.
(Karte © OpenStreetMap und Mitwirkende, CC-BY-SA, Bearbeitung: A.Hitz)

Tourbeschreibung

Unsere Tour startet am Reichelsheimer Schützenteich auf dem sogenannten "Pflugweg" in westlicher Richtung. Rechts von uns liegt der Schützenteich, der heute vom Angelsportverein Reichelsheim genutzt wird. Links schauen wir in die südliche Feldgemarkung. Ende der 1980er Jahre war das nicht so. Da waren hier, direkt neben dem Weg, rund 8-10 Meter hohe Abraumhalden aufgeschüttet. Direkt dahinter fraßen sich ab 1984 Schaufelradbagger in die Tiefe, um an das 'schwarze Gold' zu gelangen.

Tagebauaufschluss
Ein Schaufelradbagger fraß sich 1984 direkt neben dem Pflugweg in die Tiefe.

An der nächsten Kreuzung biegen wir links ab. Den Weg, den wir nun entlang der im Zuge der Renaturierung entstandenen Feldholzinseln laufen, hätten wir Ende der 80er Jahre nicht laufen können, da hier ein riesiges Loch war - der Tagebau VI stand voll in Betrieb und lieferte Kohle für das Wölfersheimer Kraftwerk.

An der nächsten Kreuzung biegen wir nach rechts ab und laufen weiter in Richtung Westen. Noch immer laufen wir auf renaturiertem Boden eines Braunkohletagebaus. Wir überqueren die durch den Tagebau neu entstandene Landstraße L3187 und durchwandern den Grüngürtel auf einem kleinen Pfad. Vor uns taucht der Bergwerksee auf. Er ist Überrest des letzten Wetterauer Braunkohletagebaus VII. Wir biegen nach rechts auf den Randweg ein und folgen ihm bis auf die ehemalige Landstraße. Sie führte von Weckesheim nach Dorn-Assenheim und fiel durch den Tagebau weg. Ein kleiner Abstecher durch den Grüngürtel Richtung Süden gibt uns einen Blick über den gesamten Bergwerksee.

Unsere Wanderung geht weiter auf der alten Landstraße nach Norden ins Bergbauörtchen Weckesheim. Wenn wir linkerhand das gelbe Gebäude der Behindertenwerkstätten passiert haben, biegen wir rechts ab in die Kurt-Schumacher-Straße. Die Straße knickt nach einigen Metern nach rechts ab, wir gehen geradeaus weiter und erreichen den Weckesheimer Angelteich. Dieser kleine See entstand durch Bodensenkungen beim Abbau der Braunkohle Untertage. Wir wandern rechterhand um den See und biegen auf der nordöstlichen Seite rechts ab auf das Gelände der ehemaligen Grube Weckesheim. Alle Backsteingebäude, die wir hier sehen, waren Betriebsgebäude der Grube. Wir verlassen das Gelände in Richtung Norden, überqueren die Bahngleise und gelangen auf einen Radweg, dem wir nach links folgen. Gegenüber der Landstraße stand zu Betriebszeiten der Grube bis in die 90er Jahre ein Kohlebunker. Von hier wurde die Kohle über eine Schmalspurbahn ins Kraftwerk nach Wölfersheim transportiert.

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Blick auf die Tagesanlagen der ehemaligen Grube Weckesheim und den Angelteich.

Unsere nächste Station ist der Weckesheimer Bahnhof, den wird über den Radweg erreichen. Hier entstand nach Ende des Braunkohleabbaus ein kleines Freilichtmuseum mit einigen Exponaten der Bergbauära. Infotafeln informieren hier über den Braunkohleabbau.

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Krupp E-Lok mit Sattelbodenwagen am Weckesheimer Bahnhof.

Gegenüber des Bahnhofs zweigt die Barbarastraße ab, über die wir nun Richtung Norden weitergehen. Sie erhielt ihren Namen durch die 'Heilige Barbara', der Schutzpatronin der Bergleute. Wir biegen an der zweiten Querstraße rechts ab in einen geschotterten Feldweg und wandern entlang des Sommerbachs bis auf den nächsten Feldweg, dem wir nach links folgen. Wir stoßen auf den 'Heuchelheimer Weg' und biegen nach rechts in Richtung Heuchelheim ab. An der nächsten Kreuzung biegen wir nach links ab und folgen dem Feldweg nach Norden. Auch hier laufen wir nun über einen ehemaligen verfüllten Tagebau. Irgendwann knickt der Feldweg nach links ab. Wir folgen allerdings einem Pfad nach rechts und erreichen nach wenigen Metern den Beobachtungsstand "Teufelsee". Der See entstand durch den ehemaligen Tagebau II. Der See steht unter Naturschutz und beheimatet eine Vielzahl an Vogelarten.

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Blick auf den Teufelsee vom Beobachtungsstand aus.

Wir laufen den Feldweg wieder ein Stück zurück und biegen nach ca. 300 Metern nach links in einen Grasweg ein, dem wir Richtung Osten folgen. Wir erreichen den Grüngürtel des Pfaffensees und wenig später dessen südlichen Beobachtungsstand. Von hier aus überblicken wir den See mit seinen vielen Vogelarten, der aus dem Tagebau III entstand, und schauen auf einen Aussichtsturm auf der Nordseite des Sees. Am Standort dieses Aussichtsturmes befand sich zu Betriebszeiten die Aschekippe. Hier wurde die im Kraftwerk anfallende Asche verkippt.
Von südlichen Aussichtspunkt lässt sich die Tour um etwa 2,6 Kilometer mit einem Abstecher zum Aussichtsturm erweitern. Man kann direkt am Grüngürtel entlang um den See laufen (siehe Karte).

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Blick aus dem südlichen Beobachtungsstand über den Pfaffensee nach Echzell.

Von der Südseite des Pfaffensees wandern wir in Richtung Süden weiter in Richtung Heuchelheim. Auf unserem Weg dorthin sehen wir linkerhand den Städtischen Bauhof. Er nutzt heute die ehemaligen Gebäude der Tagesanlagen der PREAG für den Tagebau II/III. Nördlich davon fällt ein einzelnes Wohnhaus auf. Es gehörte zur ehemaligen Tiefbaugrube Heuchelheim, die hier vor dem Tagebau in Förderung stand.

Nachdem wir den Heuchelheimer Weg gekreuzt haben entdecken wir auf der rechten Seite zwei kleinere Teiche, die ebenfalls Reste des Bergbaus sind. Westlich davon überquerte einst die Kohlebahn und unterquerte ein Abraumförderband den Heuchelheimer Weg. Das Förderband transportierte Abraum aus dem Tagebau VI bei Reichelsheim (unser Startpunkt) in den Heuchelheimer Tagebau III (der heutige Pfaffensee).

Die Wanderung führt nun wieder zurück in Richtung Reichelsheim. Wir folgen dem Feldweg weiter Richtung Süden (optional kann hier die 'Heuchelheimer Runde' gewandert werden). Der Weg überquert auf einer breiten Brücke den Sommerbach, den wir aus Weckesheim schon kennen und der hier Ortenberggraben heißt. Über diese Brücke fuhr einst die Kohlebahn auf ihrem Weg nach Reichelsheim und Weckesheim. Ebenso verlief hierüber das Abraumförderband.

Auf dem nächsten Feldweg biegen wir rechts und an der nächsten Möglichkeit wieder links ab. Auf dem Feld links von uns befand sich bis 1991 der Kohleverladebunker der beiden Tagebaue VI und VII.

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Blick 1990 auf den Kohlenbunker an der Landstraße zwischen Reichelsheim und Weckesheim.

Am Ende des Weges überqueren wir die Landstraße und laufen den Radweg entlang der Bahnstrecke bis zum nächsten Feldweg, in den wir nach rechts einbiegen. Rechterhand des Weges verliefen einst die Förderbänder für Kohle und Abraum von den Tagebauen zur Verladung bzw. zur Verkippung in Heuchelheim. An der nächsten Kreuzung biegen wir links ab und erreichen wieder unseren Ausgangspunkt, den Schützenteich.


Text und Bilder: Alexander Hitz



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©2017 | Alexander Hitz