Reichelsheim

Naherholungsgebiet Schützensee

Südwestlich von Reichelsheim liegt das Naherholungsgebiet Schützensee (oder auch Schützenteich). Es besteht aus einer rund 9.500 Quadratmeter großen, etwa dreieckigen Wasserfläche mit entsprechenden Grünanlagen und Fußwegen. Das Gelände verfügt außerdem über eine große Wiese und eine Grillhütte.

Der See ist ein Angelgewässer und wird durch den Angelsportverein (ASV) Reichelsheim betreut. Nordöstlich befindet sich auf dem Gelände das Vereinsheim des 'ASV Reichelsheim'.

Das Gelände in der Flur 'Am Schützensee' wurde aus einem Bruchfeld des Braunkohlebergbaus erschaffen. Durch den unterirdischen Abbau von Braunkohle im Tiefbau der Grube Weckesheim war hier in den 50/60er Jahren die Erde eingebrochen. In den Mulden hatte sich Wasser angesammelt.


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Ursprüngliches Bruchfeld vor der Modellierung des heutigen Schützensees.
Bild: Willi Nohl


'Am Schützensee'

Woher die Bezeichnung 'Am Schützensee' genau kommt, ist unklar. Alte Karten aus dem Jahr 1761 zeigen ein Gebiet westlich von Reichelsheim, welches als 'Am Schützensee' bezeichnet ist und eine Wasserfläche enthalten haben könnte. Auf einer neueren Karte (z.B. um 1950 herum) heißt das Areal immer noch 'Am Schützensee', ein See oder Teich existiert aber nicht mehr. 'Unnötige' Wasserlöcher wurden früher verfüllt, um so das gewonnene Land für die Landwirtschaft nutzbar zu machen. Erst Ende der 60er Jahre entsteht an dieser Stelle wieder aus den zuvor erwähnten Bruchfeldern der Schützensee.


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Eine alte Karte aus dem Jahr 1761 zeigt einen See - ungefähr an der gleichen Stelle wie die Lage des heutigen Sees, dessen Name noch heute verwendet wird.
Quelle: Stadtarchiv Reichelsheim, HGV Reichelsheim


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Eine topografische Karte von 1950 zeigt zwar noch den Namen 'Am Schützensee' aber keinen See mehr.
Quelle: landkartenarchiv.de


Müllkippe

'Das Bruchfeld 'Am Schützensee' ist vielen Reichelsheimern noch sehr gut als legale und auch illegale Müllkippe in Erinnerung', schreibt der Geschichtsverein in seinem Wiki. Sowohl die Preussen Elektra (als Betreiber des Bergbaus) nutzte Bruchfelder legal als Müllkippen zur Verfüllung, als auch viele Bürger illegal zur Entsorgung ihres Mülls.

Naherholungsgebiet entsteht

Aus den Bruchfeldern wird gegen 1968 durch die Stadt Reichelsheim ein Angelteich geplant. Begeisterte Reichelsheimer gründen in diesem Jahr den Angelsportverein (ASV) Reichelsheim - 'ohne zu wissen, ob sich in dem geplanten See überhaupt Wasser einstellen würde', schreibt der ASV auf seiner Homepage.

An der Planung des Naherholungsgebietes und des Sees war der Bad Homburger Landschaftsarchitekt Josef Gruissem beteiligt. Nach seinen Plänen wurde aus dem Bruchfeld und dessen Wasserlöchern der heutige Schützensee und die Grünanlagen geplant. Ursprünglich verfügte der See an der Nordseite über einen kleinen Strand. Rund um den See wurden mehrere kleine Spielflächen/Spielplätze angelegt. Beides existiert heute - zum Leidwesen vieler Reichelsheimer - nicht mehr.


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Blick von Nordwesten auf das neu angelegte Naherholungsgebiet 'Schützensee' (Aufnahme vermutlich um 1970 herum). Gut zu sehen ist im Vordergrund der Spielplatz und in der Bildmitte der kleine Sandstrand.
Bild: ASV Reichelsheim


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Blick von Süden auf den Schützensee 1999. Rechts ist die Bebauung der Straße 'Am Hans-Geiß-Küppel zu sehen. Auf der Grasfläche sieht man das 'Anglerheim'.


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Blick von Westen auf das Gelände im Jahr 2018.


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Blick über ein Seerosenfeld und den See.


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Zugang zum See und die Grillhütte (im Hintergrund) über den vorbeilaufenden Feldweg.


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Blick auf den See von der Promenade.


Um den See und die Grasfläche führen Rundwege. Entlang dieser Rundwege existiert seit 2020 auch ein Naturlehrpfad, der sich mit der dortigen Pflanzenwelt beschäftigt. Er wurde von der Jagdschule Hessen eingerichtet, wird aber nicht mehr gepflegt.
Das Gelände bzw. der See sind über die Sudetenstraße und einen Fußweg in Verlängerung der Straße 'Am Hans-Geiß-Küppel' zu erreichen.

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Infotafel des Naturlehrpfades.

Winter am Schützensee

In strengen Wintern mit zweistelligen Minusgraden die länger als eine Woche anhalten, friert der Schützensee so dick zu, dass die Eisfläche betreten werden kann. Viele Reichelsheimer zieht es dann zum Schlittschuhlaufen und Eishockeyspielen auf den See.


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2009 war der Schützensee zugefroren und machte das Schlittschuhlaufen möglich.


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Mit Schneeschiebern wurden Eislaufflächen zum Eishockey spielen freigeschoben.


Veranstaltungen

Die Grasfläche zwischen See und dem heutigen Anglerheim wird immer wieder für Veranstaltungen durch Reichelsheimer Vereine genutzt. Viele Jahre war das 'Teichfest' des Angelsportvereins eine gut besuchte Veranstaltung.
Von 2004 bis 2019 veranstaltete der Musikverein Reichelsheim 15 Jahre lang die sogenannte 'Teichbeleuchtung' mit einem großen Höhenfeuerwerk, die weit über die Stadtgrenzen hinweg über 1000 Besucher anzog.
In den letzten Jahren veranstaltete außerdem die Mittelalter-Szene wechselweise ihren Jahresabschluss oder einen Mittelaltermarkt dort.


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Veranstaltung auf der Wiesenfläche am Anglerheim.


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Teichfest im Zelt 2002.


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Teichbeleuchtung (2006-2019).


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Teichbeleuchtung (2006-2019).


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Mittelaltermarkt mit Lager (2017).


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Mittelaltermarkt mit Lager (2017).


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Erste Zeltkerb am Schützensee (2023).


Einschränkung/Verbot von Veranstaltungen ab 2024

Mit Stand 2024 hat die Stadt Reichelsheim aufgrund einer Anwohnerbeschwerde allerdings sämtliche 'lärmintensive' Veranstaltungen mit mehr als 20 Personen am Schützensee untersagt. Bereits zugesagte Veranstaltungen dürfen 2024 noch durchgeführt werden.


Quellen: Heimt- und Geschichtsverein Reichelsheim, WZ, Alexander Hitz
Bilder (soweit nicht anders gekennzeichnet): Alexander Hitz



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