Reichelsheim

Naturschutzgebiet Pfaffen- und Teufelsee

Pfaffensee
Etwas abgelegen von den Landstraßen liegt im Dreieck zwischen Weckesheim, Heuchelheim und Gettenau das Naturschutzgebiet Pfaffen- und Teufelsee. Entstanden sind die beiden Seen durch den Braunkohleabbau. Die beiden Seen umfassen 25 Hektar Wasserfläche, insgesamt 91 Hektar Wasser- und Ruderalflächen mit über fünf Kilometer langen Heckenzügen.

Heute stehen beide Seen unter Naturschutz. Der Mensch hat in dem Gebiet bis auf die drei Beobachtungsstände keinen Zutritt. Die Beobachtungsstände befinden sich auf der Nord- und Südseite des Pfaffensees, sowie auf der Westseite des Teufelsees. Schafe weiden die Hänge ab. Im Winter gehen Jäger an wenigen Tagen auf Fuchsjagd. Es gilt den Räuber, der keine natürlichen Feinde hat, im Zaum zu halten.

So findet man zu den Beobachtungsständen:

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Blick von Süden auf Pfaffensee (rechts) und Teufelsee (links) mit der Ortslage Heuchelheim im Vordergrund. Farblich markiert sind die drei Beobachtungsstände.


Die Tierwelt

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Neben seltenen Libellen-, Schmetterlings- und Amphibienarten wie z.B. der Kreuzkröte oder dem Schwalbenschwanz, sind es vor allem die Vögel, die das Gebiet so schützenswert machen: Etwa 200 Vogelpaare brüten jährlich im Gebiet. Über die Hälfte der Arten stehen auf der roten Liste. Darunter 60 Brutpaare Uferschwalben, 21 Brutpaare Feldlerchen, sechs Brutpaare Zwergtaucher, drei Brutpaare Haubentaucher, drei Brutpaare Blaukehlchen (Stand 1999). Auch Steinschmätzer, Grauammer, Rebhuhn und Wachtel ziehen hier ihren Nachwuchs auf. Viele Wasservögel nutzen das Gebiet zum Rasten und Mausern.

Von Juli bis November wurden schon bis zu 350 Graugänse, 140 Bläßgänse, 100 Saatgänse, 800 Krikenten, 70 Knäkenten, 900 Stockenten und 1200 Kraniche gezählt. Mit etwas Glück kann man während der Zugzeit auch Seltenheiten beobachten: Prachttaucher, Sterntaucher, Silberreiher, Eisente, Odinshühnchen und viele Limikolenarten. Der Rothalstaucher hat in dem Areal seine einzige Brutstätte in Hessen. Feldhasen, die auf den umliegenden Äckern nur wenig Lebensraum finden, ziehen ihre Jungen im Naturschutzgebiet auf. In den Wintermonaten sammelt sich auch das Rehwild der Umgebung in dem Gebiet. Bis zu 40 Tiere halten sich dann hier auf.

Gerade während der heißen Sommertage lassen sich um den Teufelsee und den Pfaffensee herum besonders gut Libellen beobachten. 32 verschiedene Libellenarten konnten die ehrenamtlichen Naturschützer bisher nachweisen.

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Schwäne auf einem benachbarten Feld am Pfaffensee.

Die Betreuung

Erstmalig im Regierungsbezirk Darmstadt wurde für dieses Gebiet ein Kooperationsvertrag zwischen dem Eigentümer, der Gemeinde Echzell sowie dem Regierungspräsidium Darmstadt und der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz (HGON) abgeschlossen. In enger Zusammenarbeit sorgen die Gemeinde Echzell, das Forstamt Nidda, die amtliche Naturschutzwacht und die ehrenamtlichen Betreuer für die Pflege, Information und Besucherlenkung im Gebiet. Beobachtungsstände und markierte Wege wurden für die Besucher, angelegt, damit Sie dieses Refugium für seltene, bestandsbedrohte Tierarten auch zu einzigartigen Naturbeobachtungen nutzen können, ohne die empfindliche Tier- und Pflanzenwelt zu stören.
Das Logo-Tier des Naturschutzgebietes ist der Zwergtaucher.

Kontakte

Gemeinde Echzell (Tel. 06008/9120-0)
Hess. Forstamt Nidda (Tel. 06043/9657-0)
HGON (Auenzentrum) (Tel. 06008/1803)


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Beobachtungsstand auf der Südseite des Pfaffensees.

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Blick aus dem südlichen Beobachtungsstand über den Pfaffensee nach Echzell.

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Beobachtungsturm auf der Nordseite des Pfaffensees.

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Panoramablick auf den Pfaffensee vom Beobachtungsturm aus.

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Panoramablick auf den Teufelsee vom Beobachtungsstand aus.


Bilder:
- Alexander Hitz


Der Teufelsee und der Mordfall Ayleen

Der Teufelsee erlange bundesweit traurige Bekanntheit, als die Leiche eines jungen Mädchens darin gefunden wurde. Die 14-jährige Ayleen aus Gottenheim im Breisgau wurde seit dem 21.Juli vermisst. Die Polizei fahndete mit einem Großaufgebot und ermittelte in alle Richtungen. Der Täter hatte Ayleen in ihrem Wohnort Gottenheim dazu gebracht, in sein Auto zu steigen. In einem Waldstück im Landkreis Gießen hatte er sie schließlich getötet und ihre Leiche im Teufelsee abgelegt. Am 29.Juli fand die Polizei schließlich nach Auswertung von Mobilfunkdaten die Leiche des Mädchens im Teufelsee. Neben der Polizei waren dabei auch die Feuerwehren aus Echzell und Reichelsheim involviert. Sie machten das zugewachsene Gelände für die Polizei zugänglich und bargen den Leichnam aus dem See.

Im September 2023 verurteilte das Landgericht Gießen den 31-jährige Täter aus Waldsolms (Lahn-Dill-Kreis) wegen Mordes, versuchter Vergewaltigung und Nötigung sowie des Beschaffens von Kinderpornografie. Das Gericht verhängte eine lebenslange Freiheitsstrafe, stellte die besondere Schwere der Schuld fest und ordnete Sicherungsverwahrung an - die in Deutschland höchstmögliche Strafe. Das Urteil wurde 2024 vom Bundesgerichtshof (BHG) weitgehend bestätigt. Damit waren der Schuldspruch wegen Mordes und die lebenslange Freiheitsstrafe rechtskräftig.



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© | Alexander Hitz