Reichelsheimer Geschichte
Sprengung des Molkereischornsteins
14.März 1987: Ein Reichelsheimer Wahrzeichen verschwand
Das Technische Hilfswerk (THW) war mit der Sprengung des Schornsteins beauftragt worden. Bereits am 28.Februar wurden vom THW Öffnungen für die Sprengladungen etwa zwei Meter über dem Boden in den Kamin gebrochen. Auch war damit der Zugang in das Innere des Kamins möglich, da auch Sprengladungen am innenliegenden Kühlmantel angebracht werden mussten. Der Außenmantel hatte einen Durchmesser von 2,4 Metern und eine Dicke von 50 Zentimetern, zwischen Außen- und Kühlmantel befand sich ein Luftspalt von zwölf Zentimetern.
Früh morgens am 14. März wurde im Hof des Anwesens auf die geplante Fallstelle eine dicke Sandschicht ausgebracht. Umliegende Bauten, sowie die benachbarten Heizöl- und Dieseltanks wurden durch dicke Schichten aus Strohballen, Planen und Brettern geschützt. Später wurden die Sprengladungen (Ammongelit 3) vom Sprengtrupp um Sprengmeister Dieter Dollinger eingebracht. Die aussenliegenden Sprenglöcher wurden mit je 80 Gramm, der innenliegende Kühlmantel mit fünf Sprengstoffladungen von 230 bis 490 Gramm bestückt. Ab diesem Zeitpunkt war es aus Sicherheitsgründen nur noch berechtigten Personen erlaubt, sich im Hof des Geländes aufzuhalten.
Der Sprengtrupp des THW bereitet mit dem Sprengmeister (weißer Helm) die Sprengladungen vor.
Bild: Rudolf Zentgraf
Nach Einbringen der Sprengladungen und deren Verkabelung wurden die Sprenglöcher zur Dämmung mit Strohballen zugesetzt.
Bild: Rudolf Zentgraf
Unterstützt wurde das THW, das mit rund 50 Einsatzkräften vor Ort war, durch die Feuerwehren aus Reichelsheim und Weckesheim, die mit den weiträumigen Absperrmaßnahmen während der Sprengung beauftragt waren. Zwei Sicherheitsringe mussten in 100 und 300 Meter Entfernung um den Schornstein aufgebaut werden. Hier sicherten Trupps aus je einem THW-Angehörigen und einem Feuerwehrmann die Einsatzstelle ab. Der Sprengmeister hatte sich mit seiner Mannschaft auf dem REWE-Parkplatz positioniert. Von hier aus erfolgte nach den bei einer Sprengung üblichen Warnsignalen die Zündung. Auf dem Dach des REWE-Marktes hatte sich die regionale Presse eingefunden und berichtete vom Ort des Geschehens.
Um genau 14:30 Uhr erfolgte nach zwei Warntönen aus dem Signalhorn des Sprengmeisters die Sprengung. Strohballen und Steinbrocken flogen durch die Wucht der Sprengladung durch die Luft. Dann neigte sich der Schornstein langsam in die berechnete Fallrichtung, zerbrach wie erwartet in drei Teile und fiel an die vorgesehene Position in den Hof des Genossenschaftsgeländes - Präzisionsarbeit. Kurz darauf setzte sich der Sprengtrupp in Bewegung und kontrollierte die erfolgte Zündung aller Sprengladungen. Alle benachbarten Gebäude hatten keinen Schaden davon getragen. Schließlich ertönten drei Warntöne als Signal für die Entwarnung.
Bald darauf wurden die Trümmer des Schornsteins von dutzenden Schaulustigen begutachtet. So ein Schauspiel wird man so schnell in Reichelsheim nicht mehr zu sehen bekommen. So mancher Reichelsheimer nahm einen Stein des Schornsteins als Andenken mit nach Hause.
Zusätzliche Informationen:
→ Damaliges Anschreiben des THW an alle Anwohner→ Lageplan mit Absperrungen
Video
Die Sprengung des Molkereischornsteins wurde von der Freiwilligen Feuerwehr Reichelsheim gefilmt. Dazu wurden je eine Kamera im Hof der Landwirtschaftlichen Bezugs- und Absatzgenossenschaft, sowie eine auf dem Dach des gegenüberliegenden REWE-Marktes installiert. Hier ein kleiner Zusammenschnitt der Sprengung.Videomaterial: Freiwillige Feuerwehr Reichelsheim (Vielen Dank!)
Bilder
Lageplan der Sprengung: Innerhalb des 100 Meter-Radius hatte sich der Sprengtrupp auf dem Parkplatz am REWE-Markt positioniert. Hier befand sich auch die technische Einsatzleitung (TEL). Ein weiterer Radius von 300 Metern sicherte die Einsatzstelle gegen Schaulustige ab.
(Größere Karte)
(Größere Karte)
Sekunden nach der Sprengung neigt sich der Schornstein in die berechnete Richtung.
Bild: Feuerwehr Reichelsheim
Während des Falls zerbricht der Schornstein - wie vom Sprengmeister vorausgesagt - in drei Teile.
Bild: Feuerwehr Reichelsheim
Fast passgenau fiel der Schornstein auf die im Hof ausgebreitete Sandschicht.
Bild: Rudolf Zentgraf
Die Hoflänge hat genau gereicht: Die letzten Stein der Turmkrone liegen in den Sandbunkern.
Bild: Rudolf Zentgraf
Nach der Sprengung bestaunten die Reichelsheimer die Schornsteintrümmer im Hof der Genossenschaft.
Bild: Feuerwehr Reichelsheim
Impressionen nach der Sprengung.
Bild: Feuerwehr Reichelsheim
Impressionen nach der Sprengung.
Bild: Feuerwehr Reichelsheim