Reichelsheim

Reichsbahntunnel Freienseen

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Südlich von Freienseen im Vogelsberg unterquerte die ehemlige Reichsbahnstrecke Hungen-Mücke den Galgenberg. Die Strecke wurde 1890 bis Laubach in Betrieb genommen, 1903 bis Mücke verlängert und ab hier als Seental-Eisenbahn bekannt. Der eingleisige Reichsbahntunnel hat eine Länge von 133 Metern und wurde 1902 gebaut. Am 31. Mai 1958 wurde die Strecke zwischen Freienseen und Mücke stillgelegt. Im Jahr 1959 wurde der Personenverkehr zwischen Hungen und Freienseen, sowie der Güterverkehr zwischen Laubach und Freienseen eingestellt. Der Streckenabschnitt Laubach-Mücke wurde stillgelegt und zurückgebaut.
1936 wurde geplant diese Strecke von Hungen bis Bad Hersfeld zweigleisig auszubauen und als Hauptbahn zu nutzen. Zu Beginn des 2.Weltkrieges 1939 war dazu der neue Freieseener Tunnel in zweigleisiger Ausführung bereits fertiggestellt, die Strecke aber aufgrund des Krieges nie fertiggestellt, so dass dieser Tunnel für die Bahn nie genutzt wurde.

Gegen Ende des Krieges wurden wichtige Teile der weitgehend zerstörten deutschen Rüstungsindustrie zunehmend in sogenannte "U-Verlagerungen" verlegt. Dazu wurden Höhlen, Bergwerke und auch Eisenbahntunnel genutzt. In den neuen Freienseener Tunnel wurde 1943 unter dem Decknamen "Grasmücke" die Frankfurter Firma VDO verlegt. Hier wurden Tachos für Flugzeuge produziert. Dazu waren neben Angestellten auch Zwangsarbeiter im Einsatz. Mit Ende des Krieges wurde auch die Produktion hier eingestellt. Das Verwaltungsgebäude oberhalb des Nordportals wurde nach dem Krieg zur Gaststätte umgebaut.

Ende des Krieges soll auch ein verlassener Wehrmachtszug im alten Freienseener Tunnel gestanden haben. In dem Buch Töpfe unter Dampf ist dazu zu lesen: "Die Neugier der Dörfler ließ sie in den Tunnel strömen, und sie inspizierten ihrerseits den Zug, den sie dann ein bisschen umbauten, sagen wir mal, sie brachten ihn in Einzelteilen aus dem Tunnel. Fahren konnte ihn ja keiner."

Beide Tunnel dienen seit dem Krieg der Pilzzucht von Speisepilzen.

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Blick auf das zugemauerte nördliche Tunnelportal des alten Freienseener Tunnels.

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Eine Treppe führt zwischen altem und neuen Tunnel hinauf zur Bundestraße 276.

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Blick auf den mit einem Vorbau versehenen Portal des neuen Tunnels.

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Blick auf die Treppe mit beiden Portalen.

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Das Tunnelschild des alten Freienseener Tunnel ist noch vorhanden.

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Blick die stark verrottete Treppe hinab zu den Portalen.

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Durch die Bäume kann man das alte zugemauerte Südportal des alten Tunnel erkennen.

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Über dem Südportal ist das Baujahr des alten Tunnelportals festgehalten.

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Blick auf das Südportal den neuen Tunnels.


Quellen:
- Wikipedia
- Töpfe unter Dampf, ISBN 978-3-8391-0766-9
- www.lothar-brill.de - Bilder: Alexander Hitz



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