Reichelsheimer Geschichte

Bürgermeisterwahl 2014 in Reichelsheim - Ein kleiner Rückblick

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Im Herbst 2014 fand in Reichelsheim eine Bürgermeisterwahl statt. Im März wurde durch die Stadtverordnetenversammlung der 28.September als Wahltermin und der 12.Oktober als Termin für eine eventuelle Stichwahl festgelegt.
Drei Kandidaten traten zur Wahl an. Amtsinhaber Bertin Bischofsberger (CDU) gewann die Stichwahl im zweiten Wahldurchgang mit nur einer Stimme Vorsprung vor Herausforderer Holger Strebert (SPD). Strebert hatte sich im ersten Wahlgang gegen Martin Welti (B90/Grüne) durchgesetzt. Wie es dazu kam, welche Stimmen bei den Bürgern laut oder weniger laut wurden und was nicht in den Zeitungen stand, lesen sie nachfolgend - mehr oder weniger ernst gemeint.

Die Parteien und ihre Kandidaten

CDU

Der bisherige Amtsinhaber Bertin Bischofsberger, der in der Stichwahl 2008 SPD-Mann Rainer Schauermann mit 50,4% knapp überlegen war, stand zur Wiederwahl. Über die erneute Kandidatur hatte es im Vorfeld einige Spekulationen in der Bevölkerung gegeben, da Bischofsberger selber auf verschiedenen Veranstaltungen geäußert hatte, nicht mehr zu kandidieren. Dies wurde aber rechtzeitig am Jahresanfang korrigiert und in der Stadtverordnetenversammlung im März inoffiziell bestätigt. »In Reichelsheim geht es seit sechs Jahren voran, und das soll auch so bleiben«, begründete CDU-Stadtverbandsvorsitzender Holger Hachenburger diese Entscheidung. Mitte April nominierte die CDU dann den parteilosen Bischofsberger offiziell zu ihrem Bürgermeisterkandidaten.

SPD

Ob und, wenn ja, wen die SPD als Kandidaten ins Rennen schickt, war ebenso spekulativ wie die erneute Kandidatur Bischofsbergers. Um so überraschender war für manchen Mitbürger, dass als Kandidat der bisherige Stadtverordnetenvorsteher Holger Strebert benannt wurde. Zwischenzeitlich war nämlich unter der Hand auch ein ganz anderer Weckesheimer Name als Bürgermeisterkandidat gefallen. Ende März nominierte die SPD den parteilosen Weckesheimer Holger Strebert in ihrer Mitgliederversammlung. »Wir brauchen keinen Verwaltungsbürokraten, wir haben eine hervorragende und gut funktionierende Verwaltung. Was wir brauchen, ist ein Mensch, der etwas für die Menschen in Reichelsheim bewegen will. Jemand, dem die Bürger nicht egal sind. Wir brauchen einen Bürgermeister, der den Menschen Politik näher bringt und Identifikation schafft. Ein solcher Mensch ist Holger Strebert.« warb SPD-Chef Rainer Schauermann.

B90/Grüne

Anfang April vermeldeten Bündnis90/Die Grünen ihren Kandidaten: Der Wahl-Heuchelheimer Martin Welti sollte es sein. Er war 2010 Mitbegründer der "Grünen" in Reichelsheim und hatte die Partei 2011 mit drei Sitzen wieder ins Stadtparlament gebracht. "Spätestens in Weltis jüngster Haushaltsrede sei deutlich geworden, mit welcher Präzision er die richtigen Themen für die Zukunft Reichelsheim benannt hat", kommentierte Grünen-Mitglied Axel Gesinn die Entscheidung seiner Partei für Welti.

FWG

Die Freien Wähler hatten sich früh dazu entschieden, keinen eigenen Kandidaten aufzustellen. Noch vor Bekanntgabe der Kandidaten der anderen Parteien im Stadtparlament sicherten sie Bischofsberger als 'Verwaltungsfachmann' ihre Unterstützung zu. Bischofsberger solle 'die Karre weiter aus dem Dreck ziehen'. Einige Aufgaben habe Bischofsberger nicht erledigt, kritisierte FWG-Fraktionsvorsitzender Hans-Günther Scholz in einer Stadtverordnetensitzung. »Ich will ihn auch nicht aus der Verantwortung herauslassen.«

Der Wahlkampf

Mit einer kleinen Schlammschlacht startete die Bürgermeisterwahl im April. In der Zeitung kritisierten sich die Kandidaten/Parteien zunächst gegenseitig. Die CDU unterstellte der SPD, Wahlkampf mit bereits beschlossenen Themen zu führen. Die SPD warf der CDU vor, sich mit fremden Federn zu schmücken und sehe es als absurd an, den Bau des neuen Rathauses, Friedhofssanierungen und die Entwicklung des Raiffeisengeländes als eigene Leistungen zu verkaufen. Die Grünen kritisierten Bürgermeister Bischofsbergers Vorgehen in Sachen Flüchtlingsaufnahme als »Machtgieriges Dominanzgebaren«. Mitte Mai wurden diese Streitigkeiten in der Presse allerdings mit der Aufforderung "Tandem statt Trittbrett" von der CDU beigelegt.

Präsenzen der Kandidaten

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Bertin Bischofsberger startete als 'Team BBB' Mitte April auf Facebook mit einem Online-Auftritt. Er verzichtete auf eine eigene Homepage. Auf Facebook wurde zunächst über allgemeine Dinge aus dem Tätigkeitsfeld des Bürgermeisters berichtet. Die Weltmeisterschaft fand Beachtung und man berichtete mit Humor über den Einsatz von Bertin Bischofsberger als Ministrant von Pfarrer Markus Stabel bei der Einweihung eines Reichelsheimer Feuerwehrfahrzeugs. Die Feuerwehrleute fanden das nicht so lustig, denn Bischofsberger hatte im Vorfeld die traditionelle Segnung von Fahrzeug und Feuerwehrleuten als unnötig betrachtet.
Die meisten Wahlplakate von Bischofsberger fielen im Gegensatz zu den anderen Kandidaten am kleinsten aus. Das rächte sich spätestens vor der Stichwahl, denn die ganzen Wahlthemen, die in Zusatzaufklebern auf die Plakate wanderten, verdeckten zum Schluss fast den ganzen Kandidaten selber.
In der Öffentlichkeit war Bischofsberger mit dem "Bertimobil" (Bild), einem quietschgelben VW Käfer, auf Wahlkampftour ("Bertin on Tour") und machte in jedem Stadtteil Halt. Die Auftaktveranstaltung in Heuchelheim lief eher schleppend an, nur rund ein Dutzend Bürgerinnen und Bürger waren gekommen. Nachfolgende Veranstaltungen waren besser besucht.

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Holger Strebert startete Ende März zweigleisig mit der Homepage "Holger-Strebert.de" und der Facebook-Seite "Holger Strebert - Neue Energie für Reichelsheim". In Summe konnte man Holger Strebert den aktivsten Wahlkampf zuschreiben. Er zeigte Präsenz in der Öffentlichkeit. Mit regelmässigen Pressemitteilungen informierte er über seine öffentliche Teilnahme an Veranstaltungen und Informationsgesprächen mit anderen Politikern oder Organisationen sowohl Online, als auch in den Printmedien.
Holger Strebert hatte definitiv die besten und professionellsten Bilder und Plakate. Ob es ein Vorteil ist, wenn man bei der OVAG angestellt ist und deshalb in Dorn-Assenheim als SPD-Kandidat reihenweise an den Strassenlaternen hängen darf, sei dahingestellt. Hier wurde auf jedenfall gutes Geld investiert.
Spott erntete er hingegen von seinen Gegenern für die Wahlwerbung (Bild rechts) auf der letzten Seite des "Stadtkuriers" kurz vor der Wahl. Die SPD wollte damit für Zusammenhalt, Einigkeit und Fortführung ihrer erfolgreichen Politik werben (mit Sicht auf die Wahl auch ein guter strategischer Schachzug), aus den Reihen einiger Wähler und der CDU fielen abwertende Begriffe wie "Marionette von Arnold, Wagner und/oder Schauermann".

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Martin Welti setzte ganz auf den Online-Dienst "Twitter" und hatte Mitte September ganze zwölf "Follower" in seinem Tweet. Über eine Homepage informierte er ähnlich wie Strebert über sein Aktivitäten im Wahlkampf.
Er machte Hausbesuche, um sich den Reichelsheimern vorzustellen. Dabei verteilte er Blumensamen für Kornblumen und Lesezeichen. Er nahm sich die Zeit für das ein oder andere längere persönliche Gespräch bei seinen Besuchen, um die Sorgen und Wünsche der Wähler zu hören.
Bezüglich Wahlplakate gibt es ein klares Minus für Martin Welti bei der Qualität des Aufklebens: Er lächelte die Wähler zum größten Teil sehr faltig von den Straßenrändern an.

Wahrnehmung in der Öffentlichkeit - Was die Wähler sagten

Bertin Bischofsberger wurde im Wahlkampf als zwar sachlich und realistisch, aber wenig aktiv angesehen. Zumindest bis zum ersten Wahlgang. Viele Wähler zeigten sich nach der ersten Amtszeit Bischofsbergers verärgert über nicht eingehaltene Versprechen, fehlende Antworten auf Anfragen und eben das fehlende "Zwischenmenschliche". Einige wollten Bischofsberger aber trotzdem wieder wählen, weil er "nun mal der bessere Verwaltungsfachmann sei". Das war auch das klare Plus für Bischofsberger: Durch seine vorherige berufliche Laufbahn konnte er die bessere Ausbildung für das Amt des Bürgermeisters vorweisen.
Ein Mitglied der CDU fiel durch stetige aber meist unsachliche, emotionale Kommentierung von Mitteilungen zur Bürgermeisterwahl oder Wahlkampfthemen in den Social-Networks besonders ins Augenmerk der Leser und sorgt für allgemeines Schmunzeln. Ob dieses Verhalten für Bischofsberger förderlich war, kann man bezweifeln. Zumal über den 'Buschfunk' bekannt wurde, dass das CDU-Mitglied aufgefordert wurde, sich mit den Kommentierungen zurückzuhalten.

Bei Holger Strebert gehen die Meinungen weit auseinander. Manche waren der Auffassung, er wäre als Elektriker-Meister beruflich nicht qualifiziert für das Amt des Bürgermeisters (so auch die CDU). Aus diesem Grund würde es auch keinen Sinn machen, einen neuen Bürgermeister zu wählen, wenn die Stadt dann für einen qualifizierten Mann (sprich den dann ggf. abgewählten Bürgermeister) Rente zahlen muss. Andere sahen in ihm den netten Kumpel von nebenan, der ja nur repräsentieren muss - den Rest mache die Stadtverwaltung (so in dieser Art hatte das auch Strebert selber und die SPD durchblicken lassen).
Mit der Teilnahme an der "Ice Bucket Challenge" hatte Strebert auf jeden Fall für den ein oder anderen Lacher gesorgt, als er sich einen Eimer eiskaltes Wasser über den Kopf schüttete. In die Kritik geriet Strebert nicht nur bei den Wählern, sondern vor allem auch in der Politik, als ein Pressebericht erschien, in dem Landrat Joachim Arnold für Strebert als Bürgermeister warb.

Martin Welti nahm die Position des Aussenseiters bei dieser Wahl ein. Ein Grund dafür könnte sein geringer Bekanntheitsgrad sein. Als erst 2006 in Heuchelheim zugezogener Neubürger konnte das auf jeden Fall ein Argument sein. Allerdings dürfte er mit seiner politischen Präsenz und seinem Eintritt in die Heuchelheimer Feuerwehr dem entgegengewirkt haben. Ihm haben die Wähler die wenigsten Chancen eingeräumt, er selbst hat sich optimistisch in der Stichwahl gesehen. Für Gesprächsstoff haben auf jeden Fall seine Hausbesuche gesorgt. Viele haben sich über den mitgebrachten Kornblumensamen gefreut.

Auf dem Podium

Die Wetterauer Zeitung (WZ) hatte im Reichelsheimer Bürgerhaus eine Podiumsdiskussion mit den drei Kandidaten veranstaltet. Rund 300-350 Besucher waren gekommen. Junge Leute waren bis auf ein paar Ausnahmen keine anwesend. Die Moderatoren der WZ, Laura Kaufmann und David Heßler, führten souverän durch das Programm und sorgten für die Wahrung der Spielregeln. Jeder Kandidat hatte einen sogenannten 'Joker', den er nutzen konnte, um einmalig einem der anderen Kandidaten zu widersprechen. Laut Pressebericht der Veranstaltung hatte keiner der Kandidaten seinen Joker gezogen. Haben die Moderatoren etwa nicht bemerkt, dass Bischofsberger gleich am Anfang Kandidat Welti beim Thema 'Stadtmarketing' widersprochen hat?
Das Resümee der Podiumsdiskussion fiel bei den Besuchern eher nüchtern aus. Den meisten Besuchern konnte keine Entscheidungshilfe gegeben werden. Die Kandidaten punkteten wenig mit konkreten Aussagen für sich. Drei Dinge waren allerdings auffallend:
  • Bischofsberger war realistisch und sachlich
  • Strebert erschien unsicher und wenig konkret
  • Welti wurde positiver als erwartet aufgenommen
Nach der Podiumsdiskussion war Welti realativ schnell verschwunden. Strebert rauchte mit den Wählern am Ausgang, Bischofsberger gab eine Runde Bier für die Übriggebliebenen an den Stehtischen aus.

Outtakes aus der Podiumsdiskussion


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Hatte die Lacher auf seiner Seite: Mit einem Bartbaum an der Seite beteuert der Wahl-Heuchelheimer Martin Welti während seiner Vorstellung seine Liebe zu Heuchelheim.

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Mit einem ähnlich verschmitzten Lächeln hatte Bischofsberger 2008 die Wahl gewonnen. Ob Holger Strebert sich das dort abgeschaut hat?

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Feierabend: Der Saal hat sich schnell geleert, Journalistin Ines Dauernheim hat auch eingepackt und geht. Mit Mühe hat sie noch ein paar Besucherstimmen für die Lokalpresse einfangen können.


Die Wahl - Teil 1

Der erste Wahldurchgang ging dann doch anders aus, als von vielen erwartet. Martin Welti hatte sich in der Stichwahl gesehen und lag mit 10,1% dann doch weit davon entfernt. Bischofsberger hätte als amtierender Bürgermeister eigentlich die 50%-Marke knacken müssen, das gelang aber nicht. Mit 45,6% lag er unter dem Ergebnis der Wahl 2008 (50,4%). Ein gutes Ergebnis konnte Holger Strebert mit 44,3% verbuchen.

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Offizielles Endergebnis des ersten Wahlganges.
Quelle: Ordnungsamt, Stadt Reichelsheim

AlexanderHitz.de veröffentlichte die Wahlergebnisse live aus dem Bürgerhaus. Rund 1400 Personen verfolgten die Ergebnisse online.

Endspurt

Nachdem der CDU und ihrem Kandidaten Bertin Bischofsberger klar wurde, dass die Wiederwahl knapp werden könnte, wurde der Wahlkampf intensiviert. Wachsam wurde jeder Schritt des Gegenkandidaten beobachtet und kommentiert. Vor allem im Social-Media Bereich fällt ein CDU-Mitglied durch eine emotionale, nicht immer ganz korrekte Kommentierung der Wahlkampfpostings auf.

Fehlendes Krisenmanagement bewies die CDU, als ein Artikel zensiert wird, in dem über die Rentenansprüche eines Bürgermeisters bei einem möglichen Amtswechsel aufgeklärt wurde. Das Thema wurde von einer örtlichen Journalistin aufgegriffen und recherchiert, weil es doch viele Bürger bewegte und viel Halb- oder Unwissen im Umlauf war. Der Artikel war möglicherweise nicht ganz korrekt, aber anstatt ihn richtig zu stellen und aktiv in die Diskussion mit den Bürgern zu gehen, wurde die betreffende Journalistion doch nachdrücklich gebeten, den Artikel, soweit schon erschienen, aus den (Online-)Medien entfernen zu lassen.

Die Kandidaten gingen hauptsächlich über die Online-Medien auf die Wähler ein. Am Wochenende der Stichwahl war Holger Strebert vor den Reichelsheimer Bäckereien präsent, Bertin Bischofsberger hängte den Wählern persönlich frühmorgens am Wahlsonntag noch eine kleine Erinnerung an die Haustür, doch heute wählen zu gehen.

In der Nacht zur Stichwahl hatten Schmierfinke einige Plakate von Bertin Bischofsberger noch etwas verziert und ihm ein Mützchen aufgezaubert.

Stichwahl

Kurz vor der Stichwahl waren dann noch irgendwelche Schelme unterwegs und hatten Kandidat Bischofsberger auf den Wahlplakaten ein kleines rotes Mützchen aufgesprüht. Auch wenn das als Einzeltat vielleicht noch witzig gewesen wäre, eine ganze Serie von Plakaten gezielt so zu verunstalten ist eher als Straftat zu werten.

Die Stichwahl wurde dann zum Krimi, zumindest bei der Auswertung. Mit Spannung wurden die Ergebnisse aus den einzelnen Wahlkreisen erwart, vor allem aus Weckesheim und Dorn-Assenheim. Bischofsberger konnte in Dorn-Assenheim mit 86% klar punkten, für Strebert sah es in seinem Heimatort Weckesheim mit nur 61% nicht ganz so gut aus.

Gegen 18:50 Uhr trafen die Ergebnisse der bis dahin noch fehlenden Briefwahl ein. Die Präsentation wurde von der Leinwand genommen. Die Moderatorin der Veranstaltung, Susanne Brückner von der Stadtverwaltung, trat sichtlich nervös vor das Publikum, um das vorläufige Endergebnis zu verkünden: "Das Ergebnis, was ich ihnen jetzt mitzuteilen habe, ist vor allem schwer für die Verwaltung..." Das Ergebnis wird eingeblendet. Hinter beiden Kandidaten sah man eine "50,0". Klarheit gab die Summe der Stimmen: Bertin Bischofsberger lag mit nur einer Stimme Mehrheit vor Holger Strebert. Raunen und Gelächter im Publikum, es wird laut. Ein kappes Ergebnis hatten viele erwartet, aber dass es so knapp werden würde nicht. Dieses Ergebnis war eine Sensation für die Bürgermeisterwahl in Reichelsheim und fand sogar Schlagzeilen in den überörtlichen Nachrichten. So etwas hatte Reichelsheim noch nicht erlebt.

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Offizielles Endergebnis der Stichwahl.
Quelle: Ordnungsamt, Stadt Reichelsheim

Während rund 2500 Leute die Ergebnisse online auf AlexanderHitz.de und der dazugehörigen Facebook-Seite verfolgten, verliessen die ersten Wähler enttäuscht den Saal. Nach dem ersten Wahlgang hatten doch einige Holger Strebert bereits als Sieger gesehen. Die 300 Stimmen, die im ersten Wahlgang auf Martin Welti (B90/Grüne) entfielen, teilten sich dann aber doch eher gleichmässig auf beide Kandidaten auf. Die Formel "Grüne-Wähler wählen SPD" ging nicht auf. Besser hätte Strebert allerdings nicht verlieren können. Für Bischofsberger sollte es (trotz Mehrheit) aber kein Wahlsieg, sondern ein klarer Auftrag der Wählerinnen und Wähler sein. Zieht man noch die ganzen "Verlegenheitswähler" ab (und die hat es tatsächlich gegeben), dürften die eigentlichen Wählerstimmen Bischofsbergers deutlich unter 50% liegen.

Der Tag danach

Spätestens am Montag hatte dann das knappe Wahlergebnis entsprechende Wellen geschlagen. Der Hessische Rundfunk (hr) rückte in Reichelsheim an und drehte einen Beitrag für die Hessenschau. Während Holger Strebert und der städtische Büro- und Wahlleiter Horst Wenisch für ein Interview bereitstanden, war Bertin Bischofsberger wie vom Erdboden verschluckt und weder für den 'hr' noch für die Wetterauer Zeitung erreichbar.

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Der unterlegene Holger Strebert beim Interview der Hessenschau.


Dank

Es scheint keine große Mode mehr zu sein, sich bei den Wählern per Aufkleber auf den Wahlplakaten zu bedanken. Allerdings nutze Holger Strebert seine Online-Medien um seinen Dank auszusprechen.

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Welchen Kurs die CDU nach dem knappen Wahlsieg fuhr, liess sich nicht einordnen. Die Facebook-Seite von 'Team BBB' war bereits zwei Tage nach der Stichwahl von Facebook verschwunden - ohne ein Dankeschön. Der versierte Facebook-Nutzer fand allerdings eine kleine "Danke-Grafik" auf der Seite von CDU-Stadtverbandsvorsitzendem Holger Hachenburger. Auch hier zeigte die CDU wieder schlechtes Krisenmanagement. Das wird allerdings noch durch die Rücktrittsforderung von Lucia Puttrich (CDU) gegenüber Landrat Joachim Arnold (SPD) in seiner Funktion als Vorsitzender der Wetterauer Sozialdemokraten getoppt. Als Grund wird die "Vermischung von Amt und Parteifunktion bei der öffentlichen Kritik an Bertin Bischofsberger im Reichelsheimer Bürgermeisterwahlkampf" genannt...

Wenn jemand eine Bürgermeisterwahl spannend machen kann, ist es Reichelsheim. Sei es der Wahlkrimi aus 2008, als ein damals unbekannter Bertin Bischofsberger den Reichelsheimer SPD-Mann Rainer Schauermann knapp überholte, oder das 'Eine-Stimme-mehr'-Wahlergebnis aus 2014 - die Reichelsheimer wissen, wie man eine Wahl spannend macht.

Zu guter letzt noch ein Blick auf die Wahlplakate


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Draht zur OVAG? Holger Strebert hing reihenweise an Straßenlaternen in Dorn-Assenheim.


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Guter Standort für ein Wahlplakat: Holger Strebert wollte ins Rathaus.


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Vor der Stichwahl warb ein verknitterter Martin Welti für die Wahl von Holger Strebert.


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Plakate zu klein: Bertin Bischofsberger versteckt hinter Zusatzmitteilungen.


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Eines der vielen verunstalteten Wahlplakate von Bischofsberger am Sonntagmorgen der Stichwahl.





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