Reichelsheimer Geschichte

Bürgermeisterwahl 2008 in Reichelsheim

Hans-Günter Scholz (FWG)

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Hans-Günter Scholz ist seit Anfang der 90-iger Jahre im Reichelsheimer Stadtparlament für die Freie Wähler Gemeinschaft (FWG) tätig. Außerdem engagiert sich der verheiratete und dreifache Familienvater im Ortsverein Reichelsheim des Deutschen Roten Kreuzes (DRK). Auf Kreisebene ist er Schatzmeister des DRK und im Landesverband Mitglied im Finanzausschuss. Seit kurzem ist er zudem Vorsitzender des SV 1920 Reichelsheim. Scholz wohnt mit seiner Familie in Heuchelheim. Beruflich ist der Betriebswirt bei einem Dienstleister für Banken und Sparkassen in Dortelweil engagiert.
Bildquelle: Kreis-Anzeiger


"Ich will nicht nur sechs Jahre Bürgermeister sein"

Hans-Günter Scholz, Vorsitzender der FWG-Fraktion, kandidiert in Reichelsheim

REICHELSHEIM. "Wo sind wir hier nur hingeraten", fragten sich Hans-Günter Scholz und seine Frau Ursula vor mehr als zwei Jahrzehnten. Sie suchten eine Wohnung für sich und die beiden Söhne. Über eine Annonce wurden sie in Dorn-Assenheim fündig. "Damals ging hier noch die Straße nach Reichelsheim lang", erzählt der 50-Jährige während er an seinem Reichelsheimer Lieblingsort - dem Bergwerkssee zwischen Dorn-Assenheim und Weckesheim steht. Viel hat sich seither verändert. Familie Scholz ist hier heimisch geworden. Der Bergbau ist verschwunden und Scholz hat Pläne, wie seine Heimatstadt attraktiver werden kann. Denn der langjährige Vorsitzende der Freien Wähler im Stadtparlament tritt bei der Bürgermeisterwahl am Sonntag für seine Partei an. "Ein Campingplatz, vielleicht auch ein Gästehaus könnten hier angelegt werden, ein Sportzentrum", schlägt er vor. Auf jeden Fall müssten Parkplätze am See geschaffen werden. "Alles im Einklang mit der Natur." Noch sind solche Nutzungen rund um den See nicht in den Plänen verankert. Scholz ist sich sicher, das könne durchgeboxt werden. "Ich denke langfristig, ich will nicht nur sechs Jahre Bürgermeister sein", gibt er sich selbstbewusst. Seit 15 Jahren ist er, mit einer kurzen Unterbrechung, als er in den Niederlanden arbeitete, für die Freien Wähler im Stadtparlament vertreten. "Wir haben Oppositionsarbeit gemacht, kritische Fragen gestellt." Eigene Anträge seien schwierig durchzubringen.

Neben der Politik engagiert sich der gebürtige Rheinländer beim Deutschen Roten Kreuz, inzwischen ist er beim Kreisverband Friedberg Schatzmeister und beim Sportverein Reichelsheim Vorsitzender. "Durch meine Kinder bin ich zu den Vereinen gekommen." Schon kurz nach dem Einzug in die Dorn-Assenheimer Wohnung trat er der Feuerwehr bei und war schnell integriert. "Ich erinnere mich noch an die legendären Tauziehwettbewerbe", erzählt er. Die Siege gingen meist nach Heuchelheim. "Irgendwann packten wir sie." Inzwischen wohnt er in Heuchelheim und ist auch Mitglied in der dortigen Feuerwehr und der Reichelsheimer, denn dort lebte die Familie einige Jahre, bevor sie das Haus in Heuchelheim kaufte. "Wir brauchen engagierte Menschen", sagt Scholz. Deshalb hat er nach einigem Zögern den Vorschlag des verstorbenen SV-Mäzens Paul Geier angenommen und sich im Fußballverein eingebracht. "Wir sind von 10 000 Metern auf den Boden geknallt", beschreibt er die Situation der Reichelsheimer Fußballer. Langsam fange der Verein wieder an, Fuß zu fassen - in der Kreisliga B. "In der neuen Saison haben wir schon viermal gewonnen." Die Jugendarbeit sei das A und O, nach und nach würden nun wieder junge Fußballer an die Mannschaft herangeführt. Umso ärgerlicher war es für den Vereinschef, als sich im vergangenen Jahr der SV Inter Reichelsheim gründete und nach Trainingsmöglichkeiten in der Stadt suchte. Er könne die türkischstämmigen Fußballer verstehen, dass sie gemeinsam spielen wollen. "Als wir in Belgien lebten, haben wir auch den Kontakt zu anderen Deutschen gesucht." Drei Jahre arbeitete er als Berufssoldat im NATO-Hauptquartier. "Wir wohnten im wallonischen Teil Belgiens, da wird Französisch gesprochen." Ein Erlebnis aus den ersten Wochen in Belgien wird er nie vergessen: "Wir konnten die Sprache kaum, gingen einkaufen und wählten Schinken einer Firma, die wir kannten, zu Hause stellten wir fest, dass es Pferdeschinken war", erzählt er. Die Sprache sei die Basis, ohne Sprachkenntnisse kaum eine Integration möglich. "Nach drei Jahren hatten wir besten Kontakt und unsere Zeit in Belgien war um." Später, als Scholz schon bei Milupa arbeitete, stand er vor der Entscheidung, wieder ins Ausland zu ziehen und Reichelsheim zu verlassen. Die Familie entschied sich zu bleiben, und der EDV-Spezialist suchte sich einen neuen Job. "EDV ist mein Thema, damit bin ich glücklich, ein Computer muss brummen", sagt er. Kurios: Während seines Wahlkampfs verzichtet er auf eine Präsentation im Internet. "Wenn ich mit den Menschen zu tun habe, möchte ich ihnen in die Augen sehen, ich bin jederzeit ansprechbar." Da sei eine Homepage nicht nötig. Ursprünglich wollte Scholz auf jegliche Wahlwerbung verzichten. "Ich bin aber überzeugt worden, Plakate aufzuhängen und Flyer auszuteilen." Die Mitbewerber hätten ihn überrascht, dass sie schon sechs Wochen vor der Wahl mit dem Plakatieren begannen. "Es gibt einen öffentlichen Druck, sich auf diese Weise zu präsentieren, das Zupflastern mit Plakaten brauche ich nicht." Er erlebt die Zeit vor der Wahl so normal wie möglich: packt mit an, wenn das Rote Kreuz sein Können bei verschiedenen Übungsstationen während einer Radtour zeigt, geht zu Festen und Feiern. "Wir sind gesellige Menschen." Ans Sparen denkt er, bei den Reichelsheimer Finanzen: "3 000 Euro für Hundetoiletten zu investieren, wäre nicht nötig gewesen, Hundehalter haben eine Verantwortung, die Stadt muss nicht überall einspringen." Wichtiger wäre es, Jugendliche für Politik zu begeistern. Ein Jugendparlament zu gründen, mit einem eigenen kleinen Haushalt. "Jugendliche können so an Politik herangeführt werden, meine Tochter würde da bestimmt mitmachen."

Zur Person

Hans-Günter Scholz lebt mit seiner Familie seit 1987 in Reichelsheim. Er ist seit 30 Jahren mit Ursula Hartmann-Scholz verheiratet und hat drei Kinder: Sebastian (27), Pascal (24) und Rebecca (15). Der Rheinländer ist seit 15 Jahren im Stadtparlament für die Freien Wähler aktiv. Scholz ist neuapostolisch. Beruflich begann er seine Laufbahn bei der Bundeswehr, er war zwölf Jahre Soldat, während dieser Zeit absolvierte er eine Ausbildung zum Bürokaufmann, besuchte die Verwaltungsschule in Oldenburg. Außerdem ist Scholz staatlich geprüfter EDV-Betriebswirt/Wirtschaftsinformatiker.

Quelle: Kreis-Anzeiger vom 04.09.2008




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