Reichelsheimer Nachrichten
Meldung vom 11.06.2018
Alte Abwasserkanäle bleiben drin - Sanierung zeitgemäß?
Derzeit wird in Reichelsheim die Sudetenstraße saniert. Hausanschlüsse werden erneuert, der alte Kanal bleibt jedoch drin. Anwohner fragen sich, ob bei der Sanierung in Sachen Abwasser an der falschen Stelle gespart wird.Mitte März hat die Sanierung der Sudetenstraße begonnen. Andere Straßen in diesem Viertel Reichelsheims, wie beispielsweise die Friedensstraße werden folgen. Zwischenzeitlich wurde von der ausführenden Baufirma bekannt, dass der fast 60 Jahre alte Abwasserkanal nicht erneuert wird - obwohl das ursprünglich mit eingeplant war. Lediglich die Hausanschlüsse werden neu gelegt. Ein Fehler, wie viele Anwohner finden.
Kanalsanierung und neue Dachflächen
In den letzten 50 Jahren wurden an vielen Häusern Anbauten geschaffen und so weitere Dachflächen geschaffen, deren Regenwasser meist zusätzlich dem Kanal zugeführt wird. Ähnlich sieht es bei der Befestigung von Höfen und Zufahrten aus. Zusätzlich wurden vor einigen Jahren die Abwasserkanäle in diesem Bereich mit einem sogenannten 'Inliner', einem Schutzrohr aus Kunststoff versehen. Damit wurden die Rohre in ihrem Durchmesser verkleinert und können damit weniger Abwasser aufnehmen als vorher.
Kanäle werden kleiner - Keller unter Wasser
Die eingezogenen Kunststoffrohre haben Wandstärken von ca. 12mm. Demzufolge verkleinert sich der Durchmesser des Kanalrohres um gut 2,5 cm. Die derzeit verlegten Kanalrohre haben aber ohne 'Inliner' lediglich einen Durchmesser von 30 bzw. 50 Zentimetern.
Viele der Anwohner, die dort gebaut haben oder schon lange Jahre dort wohnen, können sich nicht erinnern, dass sie vor der Kanalsanierung mit 'Inlinern' bei starken Regenfällen Wassereinbrüche in ihren Kellern hatten. Sie alle sind sich bewusst, dass sich die Wettersituation verändert hat. Bei heftigen und sintflutartigen Regenschauern wie z.B. am 22.Mai können sich viele noch erklären, dass die Kanalisation die Wassermengen einfach nicht schafft. Wenn allerdings kräftige Regenschauer teilweise schon ausreichen, Wasser aus der Kanalisation in die Keller zu drücken, muss es Gründe dafür geben.
Eigenschutz schwierig
In einem sind sich viele Anwohner einig: Es ist falsch, jetzt die Abwasserkanäle nicht zu sanieren und ggf. neu zu dimensionieren - gerade mit Blick auf die zunehmenden Unwetter und Regenmengen. Wird die Abwasserproblematik bei anstehenden Sanierungen nicht mit betrachtet, wird es zunehmend Probleme mit Wassereinbrüchen in den Kellern geben. Möglichkeiten bestehen dann für die Anwohner durch den Einbau von Rückschlagklappen auf dem eigenen Grundstück. Je nach Kanalverlauf ist das allerdings in den Häusern aus den 60er Jahren, wie sie z.B. in der Sudetenstraße stehen, schwer bis gar nicht möglich. Die Kanäle sind dort meist unter den Bodenplatten durchgeführt und Regenwasser, sowie Abwasser werden nicht getrennt geführt. Somit scheidet meist der Einbau einer einzelnen Rückstauklappe aus.

Aktuell wird in der Sudetenstraße die neue Wasserleitung verlegt. Der fast 60 Jahre alte Abwasserkanal wird jedoch nicht erneuert.
Quelle: AlexanderHitz.de vom 11.06.2018