Reichelsheim

Der Wildfrauen Gestühl

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"Der Wildfrauen Gestühl" ist zwar heute nicht mehr auf "Reichelsheimer Gebiet", gehört aber geschichtlich zu Reichelsheim, da in früheren Jahren hier alljährlich zu Himmelfahrt gefeiert wurde (so auch nachzulesen in dem Buch "Der Hexenmeister von Reichelsheim"). "De Welle Fraa Gstoihl" ist ein mehr als tausend Jahre alter Gerichtsplatz (Ding-Stätte) auf dem Hohenberg im Königswald bei Ranstadt-Dauernheim. Auf dem Gerichtsplatz mit dem urtümlichen Namen "Der Wildfrauen Gestühl" sind in dem Steinkreis von rund 10 Meter Durchmesser, nach altem Maß "zwei Königsruthen", noch folgende Plätze deutlich zu unterscheiden:
  • Der Dreiersitz für die Richter, deren Gesicht nach Osten zur Sonne blickte.
  • Rechts davor der Platz des Klägers, hinter ihm die Doppelplätze, vermutlich für seine Zeugen.
  • Linkerhand auf der Nordseite der Platz für den Beklagten.
  • Von den Plätzen für die acht Schöffen sind im Steinkreis, der nach mündlicher Überlieferung "Feuerherd" hieß, nur noch drei Plätze erhalten.
  • Jeder Platz, vornehmlich der der Richter wurde an den hohen Gerichtstagen - dem Freitag nach Heilig Drei König, nach Himmelfahrt und nach Remigius (1.Oktober) mit Sitzkissen belegt.
  • Der zu jedem alten Gerichtsplatz gehörende Gerichts-Tisch für die richterlichen Insignien wurde mit der Verlegung des Gerichts nach Bingenheim verbracht und steht heute bei der dortigen Kirche.

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Die Überlieferung hat an dieser alten Versammlungsstätte viele Sagen und Bräuche festgehalten: Noch unsere Großeltern feierten alljährlich hier oben am Himmelfahrtstag ihre Kirmes, bis wenige Jahre vor dem 1. Weltkrieg ein Gewittersturm Festplatz und Zelte zerstörte. Seit dem führt die Nachbargemeinde Blofeld diese Tradition fort.

Viele Sagen berichten über Wildeleute, Zwerge, Riesen - zum Zeichen dafür, wie eng sich die Nachbargemeinden mit ihrem uralten Versammlungsplatz verbunden gefühlt haben: Man hat ihn darum bis heute stets sauber gehalten und gepflegt - eine herzliche Bitte, die auch unsere heutigen Mitbürger aufruft, dieser guten, alten Gewohnheit unserer Voreltern gleichzutun!

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Blick auf das Wildfrauen Gestühl von Nordosten.

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Größter Stein ist der Richterstuhl.


Wie findet man dorthin ?

Wir gehen vom Reichelsheimer Stadtteil Blofeld der Landstraße in Richtung Ranstadt entlang. Kurz vor dem Wald bzw. der Autobahnbrücke biegen wir nach rechts in den Waldweg ein. Der Weg zieht sich nach einer lang gezogenen Rechtskurve den "Hohen Berg" hinauf (blaue Linie). An der Weggabelung beigen wir links in den kleinen Fußweg ein (Hinweisschild). Von hier aus sind es noch ca. 50 Meter bis zum "Welle Fraa Gstoihl". Bis hierher (1) sind wir jetzt ca. 15-20 Minuten gelaufen.

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Zuweg zum Wildfrauen Gestühl von der Landstraße zwischen Blofeld und Dauernheim aus.

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Zuweg vom Waldweg und Hinweischild am Wildfrauen Gestühl.

Panoramablick über die Nidda-Aue

Geht man durch den Gerichtsplatz in Richtung Nord-Osten einen schmalen Pfad entlang, kommt man oberhalb der Autobahn A45 zu einem unmarkierten Aussichtspunkt. Hier kann man wunderbar Rast machen und den Ausblick über die Nidda-Aue zwischen Dauernheim und Ranstadt genießen.

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Ausblick nach Osten über das Nidda-Tal zwischen Ranstadt und Dauernheim, im Vordergrund die Autobahn A45.

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Idyllisch wirkt der Ranstädter Ortsteil Dauernheim von hier oben.

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Blick auf den Hoherodskopf im Vogelsberg.

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Bei unserem Besuch begegnete uns diese hübsche Libelle.

Tipp:

Alternative Wanderung zum Wildfrauengestühl


Bilder: Alexander Hitz



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©2017 | Alexander Hitz